Impressum

zurück

index

vor

 

Ab sofort für 8,90 € beim Atlantis-Verlag:

 

Rezi: http://www.deutsche-sf.de/sxe/sx161/16134.html

Stefan T. Pinternagel:

...und morgen der ganze Weltenraum!

 

Als zwei außerirdische Besucher in ihrem UFO ausgerechnet während des Zweiten Weltkrieges die Erde besuchen und Kontakt zu den Menschen herstellen wollen, sind sie zunächst irritiert: was sind das alles für seltsame, künstlich herbei geführte Explosionen, die sie aus dem All beobachten? Ihnen ist (wie fast allem intelligenten Leben im Universum) der Gedanke an Gewalt in jeder Form völlig fremd, so dass sie mit dem kriegerischen Treiben, das sich vor ihnen ausbreitet, wenig anfangen können. Um ihre freundliche Gesinnung zu unterstreichen, malen sich die beiden Aliens ein Symbol auf ihr Raumschiff, das sie für eine Art allumfassendes irdisches Emblem des Friedens halten - das Hakenkreuz. Kein Wunder, dass sie von einer englischer Flak abgeschossen werden und kurz darauf mitten im Deutschen Reich notlanden müssen. Und ab da beginnt erst ihr Unglück. Sie werden gefangen genommen, ihr UFO konfisziert. Damit haben die Nazis ihre ersehnte Wunderwaffe, mit der sie den Endsieg erringen wollen. Sie kopieren die fliegende Untertasse und überrennen mit ihrer unbesiegbaren UFO-Flotte die ganze Welt. Schon bald bricht fast sämtlicher Widerstand zusammen und nur noch ein Wunder in Gestalt eines tapferen KGB-Mannes, der die Aliens befreien will, kann die Menschheit vor der ultimativen Arisierung retten.

Was sich wie absolut an den Haaren herbeigezogener SF-Unsinn aus einer Parallelwelt anhört, basiert in Wirklichkeit auf dem an den Haaren herbeigezogenem realen Blödsinn, den der Autor Stefan T. Pinternagel in diversen UFO-Büchern, Verschwörungs-Homepages u. ä. recherchiert hat.

...und morgen der ganze Weltenraum! Ist weniger eine groteske Satire auf das Genre SF, sondern eine Abrechnung mit dem durchaus ernst gemeinten Irrsinn, an den so mancher esoterische Spinner glaubt. UFO-Flotten in der Antarktis, kleine Männlein aus dem All und was die paranoiden Wahnbilder mehr sind, ergeben damit nicht nur eine durchaus lustige (auch wenn mancher Joke vielleicht eher Geschmackssache ist) und stellenweise spannende Mär, sondern zeigen auf, welch unglaublicher Sumpf sich gerade im Internet auftut, wenn man nur lange genug danach sucht. Auch wenn Pinternagel nicht gerade zimperlich ist, wenn es darum geht, Nazis und ähnlich kranke Wesen durch den berühmten Kakao zu ziehen, hat er doch sympathischerweise das Thema des Holocaust bewusst ausgespart. „... zu schrecklich sind die Taten, als dass sie in einem Trash-Roman wie diesem verarbeitet werden sollten", schreibt der Autor in seinem kurzen Nachwort. Sein Umgang mit der Thematik Drittes Reich erinnert ein wenig an die bitterbösen Cartoons eines Walter Moers, die bekanntlich zum Teil Gefahr liefen, auf den Index zu kommen. Natürlich handelt es sich um ein diffiziles Thema, mit dem leider nur allzu oft Schindluder getrieben wird, jedoch darf man nicht vergessen, dass es die größte Ohrfeige für Nationalsozialisten und andere selbsternannte „Übermenschen" ist, zur Zielscheibe gnadenlosen Spottes zu werden.

Wie schon erwähnt: die Handlung des Romans ist völlig absurd und Pinternagels Humor nicht immer allzu treffsicher oder gar tiefsinnig; aber das soll auch gar nicht so sein - das Anliegen des Autors ist es eben, bösen und zynischen, aber stets unterhaltsamen Trash zu verbreiten. Dass es ihm nebenbei gelingt, die teilweise recht bedenkliche Esoterik-Szene zu entlarven, ist ein mehr als angenehmer Nebeneffekt.

Wer junge deutsche SF unterstützen will, und nicht vor völlig abgedrehten literarischen Irrsinn zurückschreckt, dem sei dieser Roman durchaus empfohlen!

Rainer C. George

 

zurück

index

vor